Hinterglasbilder schmücken Kreuzweg in Mindelzell

Im Pizza-Backofen gebrannt

MINDELZELL – Knapp acht Jahre erst besteht der Kreuzweg im Ursberger Ortsteil Mindelzell (Kreis Günzburg). Wenig oberhalb der Wallfahrtskirche Heilig Kreuz in der Ortsmitte nimmt er bald in einem Hohlweg einen recht steilen Anstieg. Nach rund 200 Metern endet er auf freiem Feld nahe der Kapelle St. Maria mit der 14. Station. 

Bischof Konrad Zdarsa hatte den Stationenweg Ende Juni 2015 gesegnet und damit eröffnet. Er ist ein einzigartiges Gemeinschaftswerk vieler Helfer am Ort, die ihn binnen kürzester Zeit eingerichtet haben. Seinen Anfang nahm das Projekt beim Ursberger Neujahrsempfang im Januar 2014. Plötzlich war die Idee in der Welt, Mindelzell brauche unbedingt und möglichst bald einen eigenen Kreuzweg. 

Dass dieser Stationenweg benötigt wurde, hatte mit Prälat Ludwig Gschwind zu tun: Der Pfarrer steuerte im Jahr 2015 seinen 75. Geburtstag an. Im Jahr davor war er schon seit 40 Jahren Ortsgeistlicher für Mindelzell und das benachbarte Balzhausen. Bekannt war weithin, dass sich Gschwind schon seit jeher einen Kreuzweg am Ort wünschte. Hinzu kam, dass sich auch das zur Pfarreiengemeinschaft zählende Balzhausen mit dem Gedanken trug, des Priesters Jubiläen angemessen zu würdigen. Eine Art unangekündigter Wettlauf entspann sich zwischen Gschwinds Pfarrgemeindemitgliedern an beiden Orten.

Der von der Idee eines Mindelheimer Kreuzwegs begeisterte Diakon Alois Held entwickelte sich zur treibenden Kraft des Projekts. Er brachte die Menschen zusammen, die für das Gemeinschaftswerk benötigt wurden. Rudolf Salvamoser aus der Maurerwerkstatt des Dominikus-Ringeisen-Werks in Ursberg goss die fast meterhohen Stationen, deren Säulen als römische Ziffern geformt sind, und die Rahmen für die 14 Leidensszenen in Beton. 

Die Mindelzeller Künstlerin und Pädagogin an der Ursberger Katharinenschule Ingrid Miller fertigte, unterstützt vom Maler und Krippenbauer Erich Baur, die Hinterglasbilder für die Stationen. Örtliche Handwerker, Landwirte und Vereine legten sich ins Zeug, um den jahrhundertealten Hohlweg freizulegen, in dem die Stationen aufgestellt werden sollten. Denn der bestand, seit die Bauern nicht mehr mit ihren Ackerwagen an der Kirche vorüber auf ihre Felder zogen, sondern mit dem Traktor die nahegelegene Landstraße nutzten, eigentlich gar nicht mehr. Er war mit Strauch- und Buschwerk zugewachsen. Mit schwerem Gerät wurde er hergerichtet. „Um die Sicherheit im Hohlweg zu gewährleisten, mussten sogar kräftige Bäume gefällt werden“, sagt Ingrid Miller. Die seitlichen Hänge wurden befestigt, eine Drainage gelegt, dazu Stromkabel für die nächtliche Beleuchtung der Stationen.

Eine besondere Herausforderung ging von den Stationsbildern aus. „Unsere Vorstellungen lagen anfangs weit auseinander“, erinnert sich Ingrid Miller. Manche stellten sich bemalte Metallplatten vor, andere Holzreliefs. Das Grundmaterial Beton der Stationen musste berücksichtigt werden. Schließlich fiel die Wahl auf Hinterglasmalerei. 

Um den Szenen einiges Leben einzuhauchen und sie leicht plastisch erscheinen zu lassen, wurde das Geschehen jeder einzelnen Station auf drei hintereinander gesetzte, luftdicht verschlossene Glasscheiben verteilt. Je nach Sichtwinkel ändern sich nun die Szenen leicht. Weil die Glasbilder im Freien aufgestellt werden sollten, wurden sie, um ihre Haltbarkeit zu sichern, bei 300 Grad in einem privaten Pizza-Backofen gebrannt. 

Schließlich fügte die Kunstglaserei Josef Rauner in Thannhausen die einzelnen Scheiben zusammen und setzte sie in die Betonrahmen. Geschützt sind sie auf der Vorder- und Rückseite mit Sicherheitsglas. Die Bilder lassen durchscheinen, was die Natur hinter den Stationen bereithält. Auf diese Weise kommen Gräser, Blätter, Sträucher, ja sogar Bäume mit ins Bild. Und je nach Sonnenstand und Beleuchtung spiegelt sich auch der Betrachter in der Szene. Gerrit-R. Ranft

26.02.2023 - Bistum Augsburg